„Das größte Problem sind die Eltern“

Lukas Graf ist 15 Jahre alt, seit mehr als fünf Jahren bei der TSG aktiv – und Schiedsrichter. 2018 das erste Mal an der Pfeife, hat er diesen Sommer entschieden, seine Spielerkarriere früh zu beenden und sich nur noch auf die Position des Schiedsrichters zu konzentrieren.

13 Schiedsrichter pfeifen für die TSG Bretzenheim. Lukas Graf ist mit seinen 15 Jahren der Zweitjüngste. Angefangen hat alles in der Schule, als es bei der Fußball-AG immer einen Schiedsrichter brauchte. „Das habe ich dann ein paar Mal gemacht und es hat mir direkt extrem viel Spaß gemacht“, erzählt Lukas Graf. Das gleiche galt für seinen guten Freund Linus Krams, mit dem er 2018 die Schiedsrichter-Ausbildung absolvierte. Auch Linus pfeift für die TSG. „Es gibt ein Wochenende von Freitag bis Sonntag, bei dem man an den ersten beiden Tagen die ganze Zeit Lehrgang hat und die Regeln beigebracht bekommt“, berichtet Lukas. Besteht man dann am letzten Tag die Prüfung, darf man bereits die ersten Spiele leiten. Zunächst noch mit sogenannten Paten – erfahrene Schiedsrichter, die einem unter die Arme greifen.

Bei diesem einen Wochenende bleibt es natürlich nicht. „Einmal im Monat gibt es Schiedsrichtersitzungen in der Opel Arena, wo es vor allem um Dinge wie Regeländerungen und generell wichtige Informationen geht. Zu sechs davon muss man im Jahr gehen“, erklärt Lukas. Außerdem müssen die Unparteiischen einmal im Jahr die sogenannte Kreisleistungsprüfungen absolvieren, um in höhere Klassen aufzusteigen. „Die besteht aus einem praktischen und theoretischen Teil.“ Um als Schiedsrichterassistent auflaufen zu dürfen, benötigt es ebenfalls eine eigene Ausbildung.

Jünger als die Spieler auf dem Feld

Weil Lukas auch diese gemeistert hat, war er als Linienrichter bereits in der Bezirksliga der Herren aktiv. Sowohl dort als auch in bei seinen Einsätzen als alleiniger Verantwortlicher in der B-Jugend ist er jünger als die Spieler auf dem Feld. Zu Beginn sei es durchaus schwer gewesen, sich den nötigen Respekt zu verdienen. „Bisher habe ich aber eigentlich nur positives Feedback bekommen“, meint Lukas. Problematisch seien ohnehin vor allem die Kommentare von draußen. „Wenn die Spieler anfangen zu meckern, kriegen sie halt sofort Konsequenzen“, sagt der 15-jährige. „Das größte Problem sind die Eltern.“ Oftmals seien auch sie es, die die Spieler anheizen.

„Ich bin sehr kommunikativ auf dem Feld und will den Spielern auf Augenhöhe begegnen“, beschreibt Lukas Graf seine Art, ein Spiel zu leiten. „Ich lasse auch relativ viel laufen, aber bei Unsportlichkeiten wie Ball wegschießen bin ich dann doch relativ kleinlich, weil ich finde, das gehört sich einfach nicht.“ Wer die Bundesliga regelmäßig verfolgt, den dürften nach diesen Äußerungen die beiden Schiedsrichter-Favoriten von Lukas nicht überraschen: „Ich finde Patrick Ittrich und Deniz Aytekin gut, weil beide sehr kommunikativ sind.“

„Aktuell nur ein Hobby“

Ein Vorteil des Schiedsrichterausweises: Lukas und seine Kollegen kommen kostenlos in die Opel-Arena. Dort und auch im Fernsehen beobachtet 05-Fan die Schiedsrichter mit großem Interesse: „Gerade seitdem ich Linienrichter bin, schaue ich sehr genau auf die Kommunikation zwischen Schiedsrichter und Assistenten. Zum Thema Videoassistent ist sich der junge Schiedsrichter sicher: „Es macht den Fußball fairer, denn Fehler werden minimiert.“ Schade sei gerade als Zuschauer im Stadion, wie lange es oft dauert, bis die Entscheidung des Videoassistenten gefallen ist.

Sehen wir den Schiedsrichter Lukas Graf auch irgendwann einmal in der Bundesliga? „Natürlich kann ich mir das vorstellen. Genau wie jeder Jugendspieler Fußballprofi werden will, möchte jeder junge Schiedsrichter auch mal Bundesliga pfeifen. Aber da gehört neben dem Können auch eine Menge Glück dazu, deswegen ist die Schiedsrichterei aktuell wirklich nur ein Hobby.“

David Kulessa

Es existieren Keine Kommentare zu diesem Thema

No comments yet.

Leave a comment