Neue TSG-Torwartschule: „Wir möchten die Keeper bei der TSG ermutigen, offensiv zu spielen.“

An diesem Wochenende findet auf der BSA erstmals ein Torwartcamp statt. Die drei Tage sollen als Startschuss für die nach den Ferien beginnende Torwartschule dienen. Leiter Alex Merz erklärt im Interview unter anderem, was die Schüler*innen erwartet, was einen guten Keeper ausmacht und wo Marc- André ter Stegen als Vorbild besser geeignet ist als Manuel Neuer.

Alex, was können die Teilnehmer*innen von dem Camp am Wochenende erwarten?

Das Ziel ist es, eine gesunde Mischung zu schaffen. Im Fokus steht natürlich das Torwartspiel und dass die Kids etwas lernen, aber wir wollen sie auch nicht überfrachten. Am Ende des Tages soll der Spaß im Vordergrund stehen, dementsprechend haben wir auch viel Zeit für Spiele und Wettbewerbe eingeplant. Teilweise torwartspezifisch, teilweise aber auch mal etwas Anderes. Zum Beispiel wollen wir in den Sand gehen und ein bisschen Beach-Handball spielen.

Nach den Ferien dann geht die Torwartschule los. Ist das Camp jetzt eine Art Testlauf, um zu schauen, was gut klappt und was eher nicht so gut?

Ich habe ja schon Erfahrung, was Torwart-Camps und Torwart-Training angeht, deswegen ist Testlauf vielleicht nicht ganz das richtige Wort. Im Prinzip ist es eine Kick-Off-Veranstaltung, um die Schule nochmal zu bewerben, den Kindern den Spaß an dieser Art von Torwarttraining zu vermitteln und die Torwartausbildung bei der TSG zu präsentieren.

In welcher Regelmäßigkeit wird die Torwartschule stattfinden?

Das wird wöchentlich sein. Wir haben zwei Termine hintereinander geblockt, sodass wir die Jahrgangsstufen von der E- bis zur C-Jugend in zwei aufgeteilten Gruppen betreuen können.

Und was wird inhaltlich vermittelt?

Das kommt natürlich immer ein bisschen darauf an, was für Vorkenntnisse da sind. Aber grundsätzlich gehe ich erstmal davon aus, dass mein Gegenüber noch kein Torwarttraining hatte. Wir fangen also damit an, wie man richtig steht und wie man die Hände richtig hält, das ist Grundlagen-1×1. Und von da geht es dann zum richtigenFangen, Fallen, Hechten sowie verschiedenen Techniken im Eins gegen Eins. In den höheren Altersgruppen könnte außerdem auch das Verhalten bei hohen Bällen dazukommen. Besonderer Fokus soll es aber auch darauf liegen, den Kids zu erklären und mit ihnen gemeinsam zu erarbeiten, warum man in welcher Situation wie handelt. Das haben wir so auch in unser Konzept aufgenommen. Ab einem gewissen Alter möchten wir den Kindern auch helfen, das Spiel zu verstehen und nicht nur Aktionen auszuführen, ohne zu wissen wieso.

Das heißt also, das Angebot richtet sich an jeden und die Teilnehmer*innen müssen vorher nicht einmal unbedingt im Tor gestanden haben?

Definitiv, so soll’s sein. Es besteht zum Beispiel auch die Möglichkeit für Feldspieler*innen, mal bei uns reinzuschauen und den Spaß am Torwartspiel zu entdecken. Genau so richtet es sich übrigens auch nicht nur an TSG-Mitglieder, sondern jeder kann mitmachen – auch Spieler*innen von anderen Vereinen.

Wer sind die Trainer?

Wir haben für die Schule genau wie für das Camp die Regel, dass ein Trainer bis zu sechs Teilnehmer*innen betreuen soll. Das heißt, wenn es mehr als zwölf Anmeldungen geben sollte, rücken weitere Trainer nach. Ansonsten werde ich zunächst einmal einziger Trainer sein. Erster Nachrücker wäre Robert Martin, der bei uns die D-Jugend-Torhüter betreut.

Wieso glaubst du, dass für die jungen Keeper eine Extra-Einheit neben dem normalen Mannschaftstraining sinnvoll ist?

Ich glaube, es ist grundsätzlich gut, positionsspezifisch zu trainieren. Das betrifft nicht nur die Torwartposition, wo es noch am ehesten, aber trotzdem noch viel zu wenig gemacht wird. Wir bei der TSG haben zwar all unsere Mannschaften ab der E-Jugend mit Torwarttrainern besetzt, aber um wirklich in der Tiefe besser zu werden, ist selbst das noch ein bisschen dünn. Denn wie bei allem im Leben wird man vor allem durch ständige Wiederholung richtig gut. Für unsere Keeper im Verein ist es also ein Zusatzangebot für eine sehr sinnvolle zweite Einheit in der Woche. Und für die Kids, die von extern kommen und im Heimatverein vielleicht gar kein Torwarttraining haben, ist es natürlich umso wertvoller.

Was macht für dich einen guten Keeper aus?

Grundsätzlich ist der Mut wichtig, Entscheidungen zu treffen. Wir möchten die Keeper bei der TSG auch ermutigen, offensiv zu spielen. Neben den technischen und taktischen Voraussetzungen halte ich die mentale Komponente für eine ganz wichtige, auch wenn sie leider am schwersten zu schulen ist.

Kann man das denn überhaupt beibringen oder kommt die mentale Stärke vor allem mit der Erfahrung?

Ich glaube, das ist unterschiedlich. Du kannst es sicherlich beibringen und durch verschiedene Methoden versuchen, die Angst ein Stück weit zu nehmen. Aber am Ende des Tages spielt natürlich auch die Erfahrung eine große Rolle. Mehr Mut heißt ja nicht, sich in hoffnungslose Situationen zu schmeißen, sondern in kürzester ZeitEntscheidungen zu treffen. Natürlich spielt zudem der Charakter eine Rolle, aber auch der kann sich ja entwickeln.

Gibt es einen Profi-Keeper, der alles Wichtige vereint und dahingehend ein gutes Vorbild für junge Torhüter*innen ist?

Die Frage ist ein bisschen schwierig. Ich war bei dem EM-Spiel der Deutschen gegen Frankreich im Stadion, habe Manuel Neuer beobachtet und gedacht: ‚Eigentlich ist der technisch schon teilweise ein gutes Stück weg vom Idealbild.‘ Das zeigt natürlich, wie wichtig auch der Faktor der Individualisierung ist, schließlich geht’s am Ende im Wettkampf darum, die Bälle zu halten und nicht um irgendwelche B-Noten. Von der technischen Umsetzung zum Beispiel finde ich Marc-André ter Stegen deutlich sauberer als Neuer. Was das angeht, würde ich also auf jeden Fall ihn als Vorbild empfehlen.

Das Interview führte David Kulessa

Es existieren Keine Kommentare zu diesem Thema

No comments yet.

Sorry, the comment form is closed at this time.