Außer Abteilungsleiter fast alles gemacht

Werner Dietz war bei der TSG Spieler in der Jugend, bei den Aktiven und Alten Herren, anschließend war er unter anderem stellvertretender Leiter der Fußballabteilung und Präsident der Alten Herren. Inzwischen ist Werner Dietz Kassierer bei den Heimspielen. Bei der Weihnachtsfeier im vergangenen Jahr wurde er für seine 65- jährige Mitgliedschaft geehrt.

„Ich habe gar nicht gewusst, dass ich schon so lange dabei bin“, lacht der gebürtige Bretzenheimer. 1954 ist Dietz im Alter von zehn Jahren zur TSG gekommen. „Komischerweise war ich vom ersten Tag an Torhüter. Ich weiß gar nicht genau wie das gekommen ist, aber ich bin dann meine ganze Karriere im Tor geblieben.“ Diese verbrachte er ausschließlich in Bretzenheim – ein Jahr davon allerdings nicht im Trikot der TSG. Weil die 46er keine B-Jugend stellten, spielte Dietz ein Jahr lang bei den 12ern. „Ich bin aber nie aus dem Verein ausgetreten und nach dem Jahr auch sofort wieder zurückgekommen“, versichert er.

Neuzugänge von Mainz 05

Vergleichbar mit heute war seine Zeit als Jugendspieler kaum. „Es war damals schwierig, Betreuer zu finden. Trainer in dem Sinn hatten wir eigentlich gar nicht“, erzählt Dietz. „Für gewöhnlich war das ein Elternteil und wir waren froh, dass jemand da war, der mit uns zu den Auswärtsspielen gefahren ist. Wenn ich mir anschaue, wie in der Jugend heute trainiert wird, ist das schon etwas ganz anderes.“

Doch nicht alles war vor 60 Jahren anders als heute im Verein. „Wir sind 1961 mit sieben Mann aus der A-Jugend rausgekommen und fünf davon sind direkt in die erste Mannschaft.“ Anschließend ging es bergauf mit den Aktiven. Im Jahr 1968 folgte der Aufstieg in die A-Klasse. Neben den starken Eigengewächsen um Torwart Dietz hatten zwei Neuzugänge einen großen Anteil an dem Aufwärtstrend der TSG: „Horst Klinkhammer und Horst Schuch sind damals von Mainz 05 als Spielertrainer zu uns gekommen. Mit den beiden haben wir zum ersten Mal so richtiges, professionelles Training gemacht.“

Unbeschreiblicher Zusammenhalt

Das Highlight seiner Fußballkarriere aber habe erst nach der Zeit in der ersten Mannschaft angefangen: „Meine schönste Fußballzeit hatte ich mit den Alten Herren“, erzählt Dietz. „Wir haben Reisen unter anderem in die Schweiz und USA gemacht. Das war eine Gemeinschaft, das kann ich gar nicht beschreiben. Es war fantastisch.“ Mit dem Großteil der Mannschaft hatte Werner Dietz bereits bei den Aktiven zusammengespielt, einige waren sogar schon in der Jugend Teamkameraden gewesen.

Die Alten Herren waren es auch, die vor 40 Jahren das Brezelfest ins Leben riefen. „Die ersten Brezelfeste haben wir von den Alten Herren ausgerichtet und die Einnahmen anschließend aufgeteilt“, berichtet Dietz. „Die Alten Herren, die Aktiven und die Jugendmannschaften bekamen jeweils ein Drittel.“

Lieber in zweiter Reihe

Nach seiner Zeit auf dem Platz übernahm Werner Dietz unzählige Aufgaben abseits davon. „Ich habe eigentlich alles im Verein gemacht außer Abteilungsleiter“, erzählt er. Dass er dabei meist eher in zweiter Reihe agierte, sei ihm ganz lieb gewesen: „Ich wollte nie in den Vordergrund. Auf Bühnen stehen, Reden halten und Leute begrüßen war nie so meins.“

Dabei hat Werner Dietz einiges zu sagen – gerade, wenn es um die Förderung des Amateurfußballs geht: „Der DFB könnte viel mehr tun für die Amateure. Für den Profisport ist mit den ganzen Fernsehgeldern ja genug da, aber wenn ich mir teilweise die Plätze anschaue, auf denen in den unteren Ligen gespielt wird, habe ich dafür kein Verständnis.“ Auch, dass zum Beispiel die Schiedsrichterausbildung aus eigener Tasche bezahlt werden muss, stellt für den 75-jährigen ein Ärgernis dar.

„Besser geht’s gar nicht“

Umso stolzer ist er auf die Entwicklung der TSG in den letzten Jahren und wo der Verein trotz geringer finanzieller Möglichkeiten inzwischen steht. Noch vor acht Jahren traf die erste Mannschaft in der Bezirksklasse auf den SV Bretzenheim 1912. „Dass inzwischen unsere Dritte mit den 12ern in einer Liga spielt, zeigt wie gut im Verein gearbeitet wurde und wird“, findet Dietz

Ein großer Teil dieses Erfolgs ist die gute Jugendarbeit der 46er. Einzig die C-Jugend spielt noch nicht in der Verbandsliga (ist derzeit aber Tabellenführer in der Landesliga), die A-Jugend ist vergangenen Sommer sogar in die Regionalliga aufgestiegen. Im Kader der ersten Mannschaft stehen mehr als ein Dutzend ehemaliger Jugendspieler, einige der 2000er sind bereits in ihrem ersten Jahr bei den Aktiven Leistungsträger. „Die tolle Jugendarbeit ist für die TSG ein Traum, besser geht’s gar nicht“, schwärmt Dietz.

Der Startschuss dafür war das Projekt „Kinner vun de Gass“, ins Leben gerufen von Manfred „Specki“ Lippold vor über 15 Jahren. „Was damals gesät wurde, kann jetzt geerntet werden“, sagt Dietz.

„Zum Glück sind die Buben aber auch bereit, da zu bleiben.“ Anders als die meisten Vereine auf dem Niveau der TSG bekommen die Spieler in Bretzenheim kein Geld. Dennoch ist praktisch die gesamte Aufstiegsmannschaft der letztjährigen A-Jugend im Verein geblieben.

Lob für Timo Schmidt

Dass es in den vergangenen Jahren so toll lief, hat für Werner Dietz auch viel mit dem Trainer der ersten Mannschaft zu tun: „Timo Schmidt macht einen Riesenjob. Ohne ihn wäre das alles überhaupt nicht möglich.“

Dass Werner Dietz, der lieber über andere als über sich selbst redet, nach seinen Aufgaben als Präsident der Alten Herren und stellvertretendem Abteilungsleiter nun der Kassierer bei den Heimspielen ist, findet er völlig in Ordnung. „Ich habe immer gesagt, ich mache alles für den Verein und als sie einen Kassierer gesucht haben, habe ich mich sofort bereiterklärt“, erzählt er. „Die TSG ist für mich Lebensqualität, sonntags nicht auf dem Platz zu sein, kann ich mir nicht vorstellen. Und solange es gesundheitlich noch geht, mache ich auch gerne den Platzkassierer“

„Mindestens 100 Zuschauer mehr“

Schade findet er bloß, wie wenig Geld für gewöhnlich am Ende eines Spieltags in der Kasse ist. Trotz des hochklassigen Fußballs ist die Bezirkssportanlage selten so richtig gut besucht. „Wir brauchen viel mehr Zuschauer und die Spieler verdienen das auch. Die spielen so tollen Fußball, eigentlich müssten immer mindestens 100 Zuschauer mehr da sein“, findet Werner Dietz.

Der 75-jährige lebt zwar bereits seit über 50 Jahren in Drais, aber: „Wenn ich fortgeh‘, dann geh ich in Bretzenheim fort und wenn ich Fußball spiel‘, dann spiel ich in Bretzenheim Fußball.“

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