„Auch mal dreckig spielen!“

Nach dem Wechsel von Dennis Engel zum Ligakonkurrenten FV Budenheim hat Matthias Strasburger in diesem Sommer die zweite Mannschaft übernommen. Es ist seine Rückkehr in den Amateurfußball nach 18-monatiger Auszeit. Im Gespräch mit Vincent Stadelmeier erzählt der 41-jährige unter anderem, welche Schlüsse Auftaktniederlage in der Liga zieht und warum er einen 20-jährigen zu seinem Kapitän gemacht hat.

„Ich hätte für keinen anderen Verein nochmal ein Engagement angenommen“, betont Matthias Strasburger. Eigentlich sei er so gut wie fertig mit Fußball gewesen. Die Rolle des Trainers in Gau-Odernheim, wo er im Oktober 2019 zurücktrat, war auf Dauer zu vereinnahmend, zu zeitraubend geworden. Er sagt selbst: „ Das Trainerdasein macht dich mürbe in der Birne.“ Der tief in ihm verwurzelte Ehrgeiz hatte den 41-Jährigen ausgelaugt und es war Zeit, den Fokus auf das Leben außerhalb des Platzes zu legen. Es folgten 18 Monate der wohlverdienten Pause, jedoch ohne vollkommene Abstinenz vom Amateursport. „Strassi“, der schon als Co-Trainer der 1. Mannschaft TSG-Vergangenheit und seitdem einen guten Draht nach Bretzenheim hat, berichtet von hartnäckigen Anfragen seitens einiger Vereinsvertreter. Als schließlich das Angebot kam, die 2. Herrenmannschaft in Bretzenheim zu übernehmen, bot sich die Chance, Privates und Hobby wieder miteinander zu vereinbaren. Er habe sich vorgenommen, den eigenen Ehrgeiz etwas im Zaum zu halten und es locker angehen zu lassen.

Dieses Vorhaben funktionierte auch wie geplant – bis zum ersten Spieltag der neuen Saison. „Maßlos enttäuscht“, sei der Übungsleiter nach der 2:6-Auftaktniederlage seiner Jungs gegen Budenheim am vergangenen Mittwoch. Nach einer eigentlich zufriedenstellenden Vorbereitung mangelte es ihm beim Saisonstart an genau einem Faktor, den er wie ein Mantra wiederholt: „Fußball kämpfen!“ Die junge Mannschaft müsse es schaffen, „auch mal dreckig [zu] spielen!“ Die fußballerische Qualität seines Teams lobt Matthias immer wieder, kommt aber mindestens genauso häufig zum Einsatz und Kampfeswillen zurück: „Ich hoffe, das erste Spiel hat das der Mannschaft bewusst gemacht.“

Dass seine Truppe in dieser Saison Zeit braucht, ist dem Trainer dabei klar. Es ist eine junge Mannschaft, die er übernommen hat, mitten im Umbruch und gespickt mit talentierten, aber unerfahrenen Spielern. Strasburger war es daher wichtig, den Umbruch des Teams so einfach wie möglich zu gestalten. Exemplarisch dafür steht sein 20-jähriger Kapitän Konstantin Ziegler, der den jüngeren Jahrgängen eine Stimme geben soll.

Die Spielidee, die Matthias Strasburger dieser Mannschaft vermitteln will, ist klassisch wie effektiv. Auch hier betont er im Gespräch immer wieder den Grundsatz, Fußball zu arbeiten. Mit einer kompakten Defensive als Fundament soll es aus einer 4-4-2-Formation schnell und gradlinig nach vorne gehen. Aber auch in diesem relativ klaren System fordert der Coach Eigeninitiative von seinen Spielern: „Es ist wichtig, dass die Spieler selbst Ideen entwickeln“, findet er, denn: „Die Idee ist immer nur so gut wie die Mannschaft.“

Am Ende des Gesprächs überwiegt die Zuversicht, dass die restlichen Spiele der Saison besser verlaufen als der Einstieg. Matthias Strasburger fordert Einsatz von seinen Spielern, er möchte Kampf und Siegeswillen sehen. Aber er erkennt auch, dass seine Mannschaft in dieser Saison die Chance hat, eine Entwicklung durchzumachen; den Grundstein für erfolgreiche Arbeit in der Zukunft dieses jungen Teams zu legen. Ohne Druck möchte er durch die Saison gehen, aber dann doch „möglichst erfolgreich, mit einem Auge nach oben schielend.“

Vincent Stadelmeier

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